Frau und Mann mit Helm schieben Räder durch die Stadt

Dienstrad-Leasing: Mehrwert auch für die Gesellschaft?

  • Dienstrad-Leasing & Fahrradmobilität

  • Beitrag zu Klima- & Umweltschutz

  • Wirtschaftliche Bedeutung der Dienstrad-Branche 

Dienstrad-Leasing bringt Menschen aufs Fahrrad

Dienstrad-Leasing ist beliebt, weil Arbeitnehmer und Arbeitgeber dank der Möglichkeit zur Gehaltsumwandlung dabei Steuern und Sozialabgaben sparen. Aber wie sieht es mit der Allgemeinheit aus? Schließlich heißt Sparen auf der einen Seite, weniger Einnahmen auf der anderen. Hier erklären wir, welche gesellschaftlichen Aspekte bei der Beantwortung dieser Frage berücksichtigt werden sollten. 

Die Grundidee des Dienstrad-Leasings ist es, möglichst viele Menschen für das Fahrrad als Verkehrsmittel zu begeistern und im Idealfall dazu zu motivieren, immer öfter vom Auto aufs Fahrrad umzusteigen. Um die gesellschaftlichen Einflüsse des Dienstrad-Leasings einordnen zu können, ist es darum sinnvoll, einen Blick auf das Thema Fahrradmobilität im Allgemeinen zu werfen und dabei auch Faktoren wie Umweltschutz, Klimakosten und die wirtschaftliche Bedeutung des Fahrradmarkts und der Dienstrad-Branche einzubeziehen. 

Beitrag der Fahrradmobilität zum Klima- und Umweltschutz

Die Stärkung und Förderung des Radfahrens als umweltfreundliche Form der Mobilität ist ein wichtiges Werkzeug bei der Erreichung nationaler Umwelt- und Klimaschutzziele sowie der UN-Nachhaltigkeitsziele1. Beim Radfahren entstehen keine direkten CO₂-Emissionen, so dass mehr Radmobilität Treibhausgas-Emissionen reduzieren kann. Darüber hinaus vermindert Radfahren Lärmbelästigung, unter der sowohl Menschen als auch Lebewesen in straßennahen Ökosystemen leiden.2 

Deutschland hat sich im Klimaschutzplan 2050 die weitgehenden Treibhausgasneutralität bis Mitte des Jahrhunderts zum Leitbild gemacht und  von der Bundesregierung wurde die Verminderung der Treibhausgasemissionen um 80-95% bis 2050 im Vergleich zum Basisjahr 2019 beschlossen.3  Zurzeit werden mehr als 18 Prozent der gesamten Treibhausgas-Emissionen des Landes durch den Straßenverkehr verursacht. Wenn mehr Menschen vom Auto aufs Fahrrad umsteigen, könnten diese Emissionen deutlich reduziert werden. Es wird geschätzt, dass Rad- und Fußverkehr im Vergleich zum Autofahren etwa 160 Gramm Treibhausgas-Emissionen pro Personenkilometer einsparen können.

Mann und Frau auf Gravelbikes im Wald

Vermeidung von Umweltschäden und Klimakosten

Der Straßenverkehr hat große negative Auswirkungen auf das Klima und die Umwelt. Dadurch entstehende gesundheitliche Probleme, Ernteausfälle, Schäden an Materialien und Ökosystemen verursachen hohe Kosten für die Gesellschaft.

So macht zum Beispiel der Abrieb von Autoreifen rund ein Drittel aller Mikroplastik-Emissionen aus. Ein Bundesbürger produziert im Durchschnitt ca. 1,2 kg Reifenabrieb im Jahr. EU-weit summiert sich das auf bis zu 500.000 Tonnen Reifenabrieb jährlich. Transportiert von abfließendem Regenwasser gelangen etwa 60 Prozent davon in unsere Böden, während bis zu 20 Prozent direkt in den Oberflächengewässern landen. Von dort finden die mikroskopisch kleinen Teilchen sogar teilweise ihren Weg bis ins Meer oder auf Umwegen auch in die Körper der Menschen.5,6,7

Im Jahr 2021 beliefen sich die Umweltkosten im Straßenverkehr sowie bei der Strom- und Wärmeerzeugung in Deutschland auf mindestens 241 Milliarden Euro.8 Um die Bedeutung der Fahrradmobilität in dieser Hinsicht beurteilen zu können, ist es wichtig, Kosten und Nutzen von Fahrrad- und Autoverkehr miteinander zu vergleichen. 

Eine Studie von Stefan Gössling aus dem Jahr 2018 zeigt, dass Fahrradfahren der Gesellschaft etwa 30 Cent pro Personenkilometer einbringt, während Autofahren Kosten in Höhe von etwa 20 Cent pro Personenkilometer verursacht (siehe Tabelle). Dieser Vergleich berücksichtigt Durchschnittswerte und verschiedene Faktoren wie Steuern und Abgaben. Die Zahlen verdeutlichen, dass Radverkehr weniger ein Kostenfaktor ist als viel mehr zur Entlastung des Staates beiträgt.

 

Parameter

Fahrrad, €/pkm

Auto, €/pkm

 

Soziale Kosten

Private Kosten

Soziale Kosten

Private Kosten

Klimawandel

<0,001

0

0,004

0

Subvention

<0,001

0

0,003

0

Luftverschmutzung

<0,001

0

0,055

0

Lärm

<0,001

0

0,076

0

Infrastruktur (Ausbau)

0,004

0

0,086

0

Bestehende Infrastruktur

<0,001

0

0,002

0

Parken

<0,001

<0,001

0,027

0,027

Ökodienstleistungen

?

0

?

0

Boden- und Wasserqualität

<0,001

0

0,006

0

Ressourcennutzung, Abfälle

<0,001

0

0,007

0

Betriebskosten

0

0,052

0

0,267

Reisezeit

0

0,291

0

0,093

Staus und stockender Verkehr

0

0,002

0

0,021

Gesundheitseffekte

-0,321

-0,223

0

0

Erhöhte Lebenserwartung

0,011

-0,534

0

0

Unfälle

0,001

?

0,003

?

Wahrgenommene Sicherheit, Unbehagen

0

0,110

0

?

Lebensqualität, Image, Tourismus

?

?

?

?

Gesamt

-0,305

-0,302

0,269

0,408

Quelle: Gössling, 2018

Die wirtschaftliche Bedeutung des Fahrradmarkts und der Dienstrad-Branche

Stärkung der Wirtschaft im ländlichen Raum durch Fahrradtourismus

Mann und Frau auf Trekkingrädern in den Alpen
Wirtschaftliche Belebung

Radtourismus kann den Umsatz bei Hotels und Restaurants in ländlichen Gebieten um bis zu 40 Prozent steigern. Das führt zu höheren Steuereinnahmen und mehr Arbeitsplätzen.13

Mann und Frau auf Mountainbikertour im Harz machen Pause
Anzahl der Radreisenden

Im Jahr 2023 gab es in Deutschland 3,6 Millionen Radreisende, die mindestens drei Nächte blieben und hauptsächlich zum Radfahren unterwegs waren. Im Jahr 2022 waren es sogar 4,6 Millionen. Dieser Spitzenwert war vermutlich corona-bedingt.14

Radhändler in Innsbruck
Beschäftigung

Die Anzahl der Beschäftigten im Radtourismus stieg von 201.000 Personen im Jahr 2019 auf 284.000 Personen im Jahr 2023.15

Frau mit Rad am Wasser
Umsatz

Der Umsatz im Radtourismus wuchs von 11,589 Millionen Euro im Jahr 2019 auf 18,029 Millionen Euro im Jahr 2023.16

Auswirkung des Radfahrens auf Verkehrssicherheit und Gesundheit

Die Verlagerung der Mobilität weg vom Auto hin zum Radverkehr kann die Verkehrsdichte reduzieren und damit potenziell auch die Anzahl der Verkehrsunfälle senken. Dies hat sowohl wirtschaftliche als auch gesundheitliche Vorteile. Radfahrer sind seltener Unfallverursacher als Autofahrer. Das gilt auch für tödliche Unfälle.17 Zudem ist Bewegung gesund. Trotz der Schadstoffbelastung und des Unfallrisikos im Straßenverkehr erhöht Radfahren die Lebenserwartung um fast ein ganzes Jahr.18

Bewegungsmangel fördert in Verbindung mit ungesunder Ernährung die Entwicklung verschiedener Zivilisationskrankheiten. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) genügen täglich 30 Minuten moderate körperliche Aktivitäten, um das Risiko dieser Erkrankungen erheblich zu verringern. Zu Fuß gehen oder Radfahren bringen einen enormen persönlichen Zugewinn an Fitness und Wohlbefinden. Vermeintliche Nachteile, wie das höhere Unfallrisiko oder die Exposition gegenüber feinstaub- und schadstoffbelasteter Luft, werden von den Vorteilen für die Gesundheit durch die zusätzliche Bewegung um ein Vielfaches übertroffen.

4 RadfahrerInnen auf Fahrradstraße

Die Bedeutung des Fahrrads in Bezug auf soziale Gerechtigkeit und Effizienz

Exkurs: Dienstrad-Leasing vs. Dienstwagen-Leasing

Das sogenannte Dienstwagenprivileg kommt sowohl beim Dienstwagen- als auch beim Dienstrad-Leasing zum Tragen. Das ist allerdings erst seit einem Steuererlass der Länder aus dem Jahr 2012 so. Vor diesem Erlass wurde mit der Regelung ausschließlich die Nutzung von Dienstwagen steuerlich gefördert. 

 

Wissenswertes zum Dienstwagenprivileg für PKW 

  • In Deutschland wird das Dienstwagen-Leasing Untersuchungen zufolge mit schätzungsweise 3,1 bis 5,25 Milliarden Euro jährlich subventioniert.22 

  • Diese Unterstützung trägt in erster Linie dazu bei, teure Autos zu verkaufen.23 

  • Von den Vergünstigungen des Dienstwagenprivilegs profitieren in Bezug auf das Dienstwagen-Leasing hauptsächlich die reichsten ein bis zehn Prozent der Bevölkerung. Menschen mit geringerem Einkommen profitieren kaum.24

 

Dienstwagen und Dienstrad: ein Vergleich

Sowohl Dienstwagen als auch Diensträder können entweder per Gehaltsumwandlung aus dem Bruttogehalt oder als Gehaltsextra vom Arbeitgeber finanziert werden. Während es beim Dienstwagen meist in erster Linie um die Nutzung des Fahrzeugs geht, ist beim Dienstrad in vielen Fällen auch die Übernahme des Rads im Anschluss an die Leasinglaufzeit attraktiv. In Bezug auf Themen wie Besteuerung, Sozialabgaben und damit einhergehenden Rentenansprüchen gibt es Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede. Oft ist dabei nicht nur entscheidend, ob es sich um einen PKW oder ein Fahrrad handelt, sondern auch darum, ob die Möglichkeit zur Gehaltsumwandlung genutzt wird, oder der Arbeitgeber ein Leasingfahrzeug als Gehaltsextra ermöglicht.
 

Stichwort Gehaltsumwandlung

Unabhängig davon, ob es sich um einen Dienstwagen oder ein Dienstrad handelt, führt die Gehaltsumwandlung dazu, dass das Bruttogehalt reduziert wird und damit weniger Lohnsteuer und Sozialabgaben anfallen. Dies hat auch Einfluss auf spätere Rentenansprüche. Der Unterschied zwischen Dienstrad und Dienstwagen liegt hier vor allem in der Höhe der finanziellen Auswirkungen: Da die Leasingraten beim Dienstwagen höher als beim Dienstrad sind, weil Autos deutlich mehr kosten als Fahrräder, wirkt sich auch die Gehaltsumwandlung deutlich stärker auf die Sozialabgaben und damit spätere Ansprüche aus.
 

Stichwort Versteuerung

Die private Nutzung eines Dienstfahrzeugs muss in Deutschland generell als geldwerter Vorteil versteuert werden. Bei Verbrenner-Fahrzeugen wird dabei die sogenannte 1%-Regel angewendet. Elektrofahrzeuge und Diensträder profitieren dagegen von der günstigeren 0,25%-Regel. Ein weiterer Unterschied ist die Versteuerung des Arbeitswegs als geldwerter Vorteil: Auch hier fahren E-Fahrzeuge günstiger als Verbrenner, bei Diensträdern fällt die Versteuerung des Arbeitswegs dagegen ganz weg. Klingt kompliziert? Mehr Infos rund um das Thema Dienstrad und Steuern erfahren Sie in unserem Leitfaden Dienstrad-Versteuerung.
 

Stichwort Dienstwagen und Dienstrad als Gehaltsextra

Neben der Finanzierung über eine Gehaltsumwandlung gibt es auch die Möglichkeit für Arbeitgeber, ihren Beschäftigten Dienstfahrzeuge als sogenannten Gehaltsextra, also zusätzlich zum vereinbarten Gehalt, zu überlassen. Bei diesem Modell unterscheiden sich Dienstwagen und Dienstrad deutlich: Bei Diensträdern als Gehaltsextra bleibt das Bruttogehalt gleich und die Versteuerung des geldwerten Vorteils entfällt komplett (Ausnahme sind S-Pedelecs). Der Dienstwagen wirkt sich dagegen auch als Gehaltsextra auf das Bruttogehalt aus, so dass damit auch Steuern und Sozialabgaben steigen. Mehr Informationen zum diesem Thema finden Sie unter Diensträder als Gehaltsextra.
 

Stichwort unternehmerische Attraktivität

Ob Dienstwagen oder Dienstrad: Mitarbeiter-Benefits sind sinnvolle Instrumente, um die Attraktivität von Unternehmen als Arbeitgeber zu steigern. Das Dienstrad-Leasing ist aber nicht nur dazu geeignet, Beschäftige zu motivieren und an Unternehmen zu binden, sondern fördert auch nachhaltige und gesunde Mobilität in der Belegschaft. Davon profitieren auch die Unternehmen, denn: Körperlich aktive Mitarbeiter sind belastbarer und haben weniger Krankheitstage, wodurch laut nationalem Radverkehrsplan deutschlandweit Produktionsausfälle um bis zu 2,1 Milliarden Euro jährlich reduziert werden können.25 Zudem sind Mitarbeiter, die mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen, oft motivierter und produktiver, was sich positiv auf das Betriebsklima und die Effizienz des Unternehmens auswirken kann.

Fazit: gesellschaftliche Aspekte des Dienstrad-Leasings

Wer sein Dienstrad per Gehaltsumwandlung finanziert, spart Steuern und Sozialabgaben. Auf Seiten des Sozialstaats nur die dadurch reduzierten Einnahmen zu sehen, greift aber deutlich zu kurz, da ein Hauptziel des Dienstrad-Leasings ist, Menschen dafür zu begeistern, vom Auto aufs Fahrrad umzusteigen. Gelingt das, hat das Dienstrad zahlreiche positive Effekte für die Gesellschaft: Es trägt zur Reduzierung von Klimakosten und -schäden bei, unterstützt nationale Umwelt- und Klimaschutzziele, fördert die Verkehrssicherheit und Gesundheit der Bevölkerung. Zudem können das Wachstum der Fahrrad- und Fahrrad-Leasing-Branche und der Einfluss wachsender Fahrradmobilität auf Bereiche wie den Tourismus ebenfalls als positive Auswirkungen für die Gesellschaft gewertet werden. Auch als Dienstrad-Anbieter wissen wir, dass mehr Fahrradmobilität nicht die eine Lösung für alles ist. Wir wissen, dass das Fahrrad als Verkehrsmittel vor allem im urbanen Raum eine große Rolle spielen kann und es insbesondere im ländlichen Raum nicht für alle möglich ist, vom Auto aufs Fahrrad umzusteigen. Wir sind aber auch davon überzeugt, dass das Dienstrad-Leasing ein sinnvoller Baustein und wirksamer Hebel bei der Förderung nachhaltiger Mobilität ist.

 

Wir sehen Vielfalt als Bereicherung und möchten mit unseren Texten alle Menschen ansprechen. Gleichzeitig bemühen wir uns darum, dass unsere Inhalte gut lesbar und barrierefrei sind. Leider haben wir noch keine Sprache gefunden, die beides vereint. Darum verwenden wir in vielen Fällen vorerst noch das generische Maskulinum – gemeint sind immer alle Geschlechter.