Dienstrad-Leasing: Mehrwert auch für die Gesellschaft?
Dienstrad-Leasing & Fahrradmobilität
Beitrag zu Klima- & Umweltschutz
Wirtschaftliche Bedeutung der Dienstrad-Branche
Dienstrad-Leasing bringt Menschen aufs Fahrrad
Dienstrad-Leasing ist beliebt, weil Arbeitnehmer und Arbeitgeber dank der Möglichkeit zur Gehaltsumwandlung dabei Steuern und Sozialabgaben sparen. Aber wie sieht es mit der Allgemeinheit aus? Schließlich heißt Sparen auf der einen Seite, weniger Einnahmen auf der anderen. Hier erklären wir, welche gesellschaftlichen Aspekte bei der Beantwortung dieser Frage berücksichtigt werden sollten.
Die Grundidee des Dienstrad-Leasings ist es, möglichst viele Menschen für das Fahrrad als Verkehrsmittel zu begeistern und im Idealfall dazu zu motivieren, immer öfter vom Auto aufs Fahrrad umzusteigen. Um die gesellschaftlichen Einflüsse des Dienstrad-Leasings einordnen zu können, ist es darum sinnvoll, einen Blick auf das Thema Fahrradmobilität im Allgemeinen zu werfen und dabei auch Faktoren wie Umweltschutz, Klimakosten und die wirtschaftliche Bedeutung des Fahrradmarkts und der Dienstrad-Branche einzubeziehen.
Vermeidung von Umweltschäden und Klimakosten
Der Straßenverkehr hat große negative Auswirkungen auf das Klima und die Umwelt. Dadurch entstehende gesundheitliche Probleme, Ernteausfälle, Schäden an Materialien und Ökosystemen verursachen hohe Kosten für die Gesellschaft.
So macht zum Beispiel der Abrieb von Autoreifen rund ein Drittel aller Mikroplastik-Emissionen aus. Ein Bundesbürger produziert im Durchschnitt ca. 1,2 kg Reifenabrieb im Jahr. EU-weit summiert sich das auf bis zu 500.000 Tonnen Reifenabrieb jährlich. Transportiert von abfließendem Regenwasser gelangen etwa 60 Prozent davon in unsere Böden, während bis zu 20 Prozent direkt in den Oberflächengewässern landen. Von dort finden die mikroskopisch kleinen Teilchen sogar teilweise ihren Weg bis ins Meer oder auf Umwegen auch in die Körper der Menschen.5,6,7
Im Jahr 2021 beliefen sich die Umweltkosten im Straßenverkehr sowie bei der Strom- und Wärmeerzeugung in Deutschland auf mindestens 241 Milliarden Euro.8 Um die Bedeutung der Fahrradmobilität in dieser Hinsicht beurteilen zu können, ist es wichtig, Kosten und Nutzen von Fahrrad- und Autoverkehr miteinander zu vergleichen.
Eine Studie von Stefan Gössling aus dem Jahr 2018 zeigt, dass Fahrradfahren der Gesellschaft etwa 30 Cent pro Personenkilometer einbringt, während Autofahren Kosten in Höhe von etwa 20 Cent pro Personenkilometer verursacht (siehe Tabelle). Dieser Vergleich berücksichtigt Durchschnittswerte und verschiedene Faktoren wie Steuern und Abgaben. Die Zahlen verdeutlichen, dass Radverkehr weniger ein Kostenfaktor ist als viel mehr zur Entlastung des Staates beiträgt.
Parameter | Fahrrad, €/pkm | Auto, €/pkm | ||
---|---|---|---|---|
| Soziale Kosten | Private Kosten | Soziale Kosten | Private Kosten |
Klimawandel | <0,001 | 0 | 0,004 | 0 |
Subvention | <0,001 | 0 | 0,003 | 0 |
Luftverschmutzung | <0,001 | 0 | 0,055 | 0 |
Lärm | <0,001 | 0 | 0,076 | 0 |
Infrastruktur (Ausbau) | 0,004 | 0 | 0,086 | 0 |
Bestehende Infrastruktur | <0,001 | 0 | 0,002 | 0 |
Parken | <0,001 | <0,001 | 0,027 | 0,027 |
Ökodienstleistungen | ? | 0 | ? | 0 |
Boden- und Wasserqualität | <0,001 | 0 | 0,006 | 0 |
Ressourcennutzung, Abfälle | <0,001 | 0 | 0,007 | 0 |
Betriebskosten | 0 | 0,052 | 0 | 0,267 |
Reisezeit | 0 | 0,291 | 0 | 0,093 |
Staus und stockender Verkehr | 0 | 0,002 | 0 | 0,021 |
Gesundheitseffekte | -0,321 | -0,223 | 0 | 0 |
Erhöhte Lebenserwartung | 0,011 | -0,534 | 0 | 0 |
Unfälle | 0,001 | ? | 0,003 | ? |
Wahrgenommene Sicherheit, Unbehagen | 0 | 0,110 | 0 | ? |
Lebensqualität, Image, Tourismus | ? | ? | ? | ? |
Gesamt | -0,305 | -0,302 | 0,269 | 0,408 |
Quelle: Gössling, 2018
Die wirtschaftliche Bedeutung des Fahrradmarkts und der Dienstrad-Branche
Stärkung der Wirtschaft im ländlichen Raum durch Fahrradtourismus
Die Bedeutung des Fahrrads in Bezug auf soziale Gerechtigkeit und Effizienz
Exkurs: Dienstrad-Leasing vs. Dienstwagen-Leasing
Das sogenannte Dienstwagenprivileg kommt sowohl beim Dienstwagen- als auch beim Dienstrad-Leasing zum Tragen. Das ist allerdings erst seit einem Steuererlass der Länder aus dem Jahr 2012 so. Vor diesem Erlass wurde mit der Regelung ausschließlich die Nutzung von Dienstwagen steuerlich gefördert.
Wissenswertes zum Dienstwagenprivileg für PKW
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Dienstwagen und Dienstrad: ein Vergleich
Sowohl Dienstwagen als auch Diensträder können entweder per Gehaltsumwandlung aus dem Bruttogehalt oder als Gehaltsextra vom Arbeitgeber finanziert werden. Während es beim Dienstwagen meist in erster Linie um die Nutzung des Fahrzeugs geht, ist beim Dienstrad in vielen Fällen auch die Übernahme des Rads im Anschluss an die Leasinglaufzeit attraktiv. In Bezug auf Themen wie Besteuerung, Sozialabgaben und damit einhergehenden Rentenansprüchen gibt es Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede. Oft ist dabei nicht nur entscheidend, ob es sich um einen PKW oder ein Fahrrad handelt, sondern auch darum, ob die Möglichkeit zur Gehaltsumwandlung genutzt wird, oder der Arbeitgeber ein Leasingfahrzeug als Gehaltsextra ermöglicht.
Stichwort Gehaltsumwandlung
Unabhängig davon, ob es sich um einen Dienstwagen oder ein Dienstrad handelt, führt die Gehaltsumwandlung dazu, dass das Bruttogehalt reduziert wird und damit weniger Lohnsteuer und Sozialabgaben anfallen. Dies hat auch Einfluss auf spätere Rentenansprüche. Der Unterschied zwischen Dienstrad und Dienstwagen liegt hier vor allem in der Höhe der finanziellen Auswirkungen: Da die Leasingraten beim Dienstwagen höher als beim Dienstrad sind, weil Autos deutlich mehr kosten als Fahrräder, wirkt sich auch die Gehaltsumwandlung deutlich stärker auf die Sozialabgaben und damit spätere Ansprüche aus.
Stichwort Versteuerung
Die private Nutzung eines Dienstfahrzeugs muss in Deutschland generell als geldwerter Vorteil versteuert werden. Bei Verbrenner-Fahrzeugen wird dabei die sogenannte 1%-Regel angewendet. Elektrofahrzeuge und Diensträder profitieren dagegen von der günstigeren 0,25%-Regel. Ein weiterer Unterschied ist die Versteuerung des Arbeitswegs als geldwerter Vorteil: Auch hier fahren E-Fahrzeuge günstiger als Verbrenner, bei Diensträdern fällt die Versteuerung des Arbeitswegs dagegen ganz weg. Klingt kompliziert? Mehr Infos rund um das Thema Dienstrad und Steuern erfahren Sie in unserem Leitfaden Dienstrad-Versteuerung.
Stichwort Dienstwagen und Dienstrad als Gehaltsextra
Neben der Finanzierung über eine Gehaltsumwandlung gibt es auch die Möglichkeit für Arbeitgeber, ihren Beschäftigten Dienstfahrzeuge als sogenannten Gehaltsextra, also zusätzlich zum vereinbarten Gehalt, zu überlassen. Bei diesem Modell unterscheiden sich Dienstwagen und Dienstrad deutlich: Bei Diensträdern als Gehaltsextra bleibt das Bruttogehalt gleich und die Versteuerung des geldwerten Vorteils entfällt komplett (Ausnahme sind S-Pedelecs). Der Dienstwagen wirkt sich dagegen auch als Gehaltsextra auf das Bruttogehalt aus, so dass damit auch Steuern und Sozialabgaben steigen. Mehr Informationen zum diesem Thema finden Sie unter Diensträder als Gehaltsextra.
Stichwort unternehmerische Attraktivität
Ob Dienstwagen oder Dienstrad: Mitarbeiter-Benefits sind sinnvolle Instrumente, um die Attraktivität von Unternehmen als Arbeitgeber zu steigern. Das Dienstrad-Leasing ist aber nicht nur dazu geeignet, Beschäftige zu motivieren und an Unternehmen zu binden, sondern fördert auch nachhaltige und gesunde Mobilität in der Belegschaft. Davon profitieren auch die Unternehmen, denn: Körperlich aktive Mitarbeiter sind belastbarer und haben weniger Krankheitstage, wodurch laut nationalem Radverkehrsplan deutschlandweit Produktionsausfälle um bis zu 2,1 Milliarden Euro jährlich reduziert werden können.25 Zudem sind Mitarbeiter, die mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen, oft motivierter und produktiver, was sich positiv auf das Betriebsklima und die Effizienz des Unternehmens auswirken kann.